Geniessen Sie noch einmal ein unbeschwertes Sommergefühl. «Sweet Home»-Fotografin Rita Palanikumar war in Andalusien und hat uns eine wunderschöne Sweet Homestory nach Hause gebracht. Rita Palanikumar besuchte Ihre Freunde Peter und Maise, die sich in einer alten Mühle ein neues Zuhause geschaffen haben.
Fotos und Text: Rita Palanikumar
In Cabo de Gata, einem Naturpark in Andalusien, gibt es auf einem Hügel ausserhalb des Dorfes Fernan Perez eine Mühle, die meine Freunde Peter und Maise bewohnen. Maise hat diese Mühle in zerfallenem Zustand von ihrem Vater gekauft und wieder instand gestellt, und weil dazu auch ein Bauernhof gehört, gibt es einige Gebäude, die Maise als «Apartamentos» vermietet.
Letztes Jahr ist Peter bei Maise eingezogen und hat das Wohnhaus renoviert. Ich kenne Peter schon lange Jahre und habe immer wieder in Häusern gewohnt, die er renoviert hat. Ich fühle mich jeweils sofort wohl in diesen Räumen, denn er schafft es, den typisch andalusisch-maurischen Stil der Region in die Moderne zu übersetzen.
Peter ist Schweizer und ist vor 24 Jahren nach Spanien ausgewandert. Das Fernweh, die Westernromantik, die von Andalusien ausgeht und die Aussicht auf viel Sonne hat ihn zum Auswandern inspiriert. Er ist Lehrer und ist anfänglich noch hin und her gereist, um Vikariatstellen zu übernehmen. Heute kommt er nur noch zu Besuch in die Schweiz, um seine Familie zu sehen. In Spanien renoviert und betreut er Häuser.
Die Mühle mit dem dazugehörigen Hof dient einerseits als Wohnhaus für Peter und Maise und anderseits als Ferienwohnungen für Gäste. «Der Hof war nie ein eigentlicher Bauernhof mit Tierhaltung», erklärt Peter. «Die Gebäude sind im Laufe der Jahrhunderte um die Mühle herum entstanden und vergrössert worden. Das grosse, lange Gebäude war zuerst nur ein kleinerer Raum, der als Lager fürs Getreide diente, daran angebaut befand sich der Stall für die Maulesel.»
So war das jetzige Wohnhaus von Maise und Peter einst der gedeckte Vorbau, in dem in einem Steinofen das Brot gebacken wurde. Erst vor einem halben Jahrhundert wurde dieser Teil zu einem bewohnbaren Gebäude ausgebaut. Das Haus hat Mauerstützen, weil man so die dicken Steinmauern stabilisieren konnte. Die Baumaterialen stammten meistens aus der direkten Umgebung: Steine, Sand und Kalk für die Mauern. Schilfrohr, Agavenstämme und Erde für das Dach. Dementsprechend mussten die Mauern dick gebaut und manchmal mit Stützen versehen werden. Rechts vom Wohnhaus war ursprünglich das Haus des Müllers. Die Tochter des letzten Müllers, die heute 70 Jahre alt ist, kommt öfters bei Peter und Maise vorbei und erzählt Anekdoten aus ihrer Kindheit. Zum Beispiel, dass ihr Vater das ganze Mühlendach wieder aufbauen musste, weil einst eine Windboe es komplett weggeblasen hatte. Diese Gefahr fürchteten die Müller von damals besonders. Ihre Aufgabe war, beim Aufkommen eines Sturms die Stoffsegel des Windrades rechtzeitig zurückzuziehen, damit nicht das ganze Mühledach mitgerissen wurde. Die Müller waren die Seeleute des Festlandes. Peters Tipp: «Man kann im Western «Für eine Handvoll Dollar» mit Clint Eastwood wunderschön die traditionelle Architektur der Gegend betrachten. Denn der Film wurde unter anderem in Albaricoques gedreht, sechs Kilometer vom Molino entfernt.» Das Casa Molina mitten in der andalusischen Landschaft, umgeben von Mandelbäumen, Agaven und der Weite des Landes. Das ist südliches Wohngefühl: Vom Sitzplatz aus, der mit schönen Töpfen und und Pflanzen bestückt ist, gelangt man direkt ins Wohnzimmer. Die Bodenplatten hat Peter durch einen Zementboden ersetzt. Es ergibt sich eine wunderschöne Materialität, er ist sehr praktisch und pflegeleicht. Und vermittelt dem Haus auch eine zeitgemässe moderne Optik. Die Sitzecke im Wohnzimmer besticht durch einen fröhlichen Kulturmix. Matratzen auf dekorativen Holzpodien sind mit verschiedenen farbigen und gemusterte Kissen bestückt, dazu sind unterschiedliche formschöne Stühle und Sessel gestellt. Passend zu den bunten Kissen ist der kleine alte Holztisch auf Rollen mit einer Platte aus farbigen gemusterten Keramikplatten versehen. Die andalusischen Häuser sind verwinkelt und haben überall kleine Nischen und Feuerstellen. Früher stand hier ein Steinofen, benützt vor allem zum Backen von Brot. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Ruheplatz und das Gästebett. Maise besitzt einige Erbstücke, die wunderbar in die Räume passen: Das Nachttischchen aus Holz stammt von ihrer Grossmutter. Es hat eine kleine Schublade, und Maise sagt, sie habe es all die Jahre immer wieder von einem Haus in nächste mitgenommen. Die Räume sind sehr hoch, und das gibt der Wohnung ihre Grosszügigkeit. Hinter dem Bett dient eine grosse Patchworkdecke als Kopfende. Im Molino hat Peter beim Umbau einige Wände herausgenommen und den Boden des Schlafzimmers erhöht. So kann man jetzt vom Bett aus in die wunderbare Landschaft blicken. Die Fenster sind bewusst klein gehalten, da man an diesem Ort erbarmungslos dem Wetter ausgesetzt ist. Im Sommer der Hitze. Im Winter dem kalten Wind. Perfekt für eine lange Siesta in der heissesten Zeit des Tage. Das Schlafzimmer hat dieses kleine Fenster, aus dem man sich in die Landschaft träumen kann. Die rote Bettwäsche lässt den Raum rot erscheinen, Kissen, Textilien und der Flickenteppich-Wandbehang geben dem Raum Wärme. Die Küche ist einfach und praktisch gehalten. In der Mitte steht ein Tisch mit ganz verschiedenen Stühlen. So kann man als Gast in der Küche sitzen, plaudern und auch mal beim Rüsten helfen. Prunkstück dieser Küche ist der «jamón serrano», der in jeden guten spanischen Haushalt gehört. Im schönen, bunt geflochtenen Korb türmen sich Mandeln, Melonen, Kürbisse, Granatäpfel und Zitronen. Alles wächst im eigenen Garten. Der grosse Aktenschrank ist von Maises Vater und stand schon immer, wo er jetzt steht. Der Wind gehört zur Mühle, deswegen ist die Wäsche meist schon kurz nach dem Aufhängen trocken. Die Weitsicht auf die sanfte andalusische Landschaft.Peter und Maises Website: www.molinofernanperez.es